29.1 Stadtsoldaten:

Rhoden hatte, wie alle Kleinstädte in Waldeck, eine Stadtmauer mit den damals erforderlichen Wachtürmen und Verteidigungsanlagen. Wenn man sich den alten Grundriss der Stadt näher betrachtet, stellt man fest, dass die kleinen Gassen und Fußwege von der Stadtmitte so angelegt waren, dass sie auf dem kürzesten Wege zu den wichtigsten Verteidigungspunkten führten. Der besonders gefährdete Teil der Stadtmauer war in Richtung Osten, weil hier das Gelände wesentlich flacher abfällt als an anderen Stellen. Der dargestellte Stadtsoldat läuft die „Lange Treppe“ südöstlich der Kirche bergab, um dann über die Landstraße an diese Schwachstellen der Stadtmauer zu kommen.
Die jetzt im geraden Verlauf des Weges stehenden großen Gebäude waren früher nicht da. Die Bebauung war vor dem letzten Stadtbrand wesentlich kleinteiliger.

29.2 Pest in Rhoden:

Rhoden ist wiederholt von Pestepedemien heimgesucht worden. Um die Kranken versorgen zu können ohne sich selbst zu infizieren, wurde in Rhoden außerhalb ein Siechenhaus gebaut. Der Künstler hat einen typischen Pestarzt dargestellt. Mit einer speziellen Schutzkleidung, welche vor Ansteckung bewahren sollte, begaben sich die Ärzte auf die Suche nach den zahlreichen infizierten Personen. Sie trugen einen gewachsten Mantel, eine Schutzebrille, Handschuhe und eine das Gesicht umschließende Schnabelmaske, in der sich Duftstoffe
befanden, welche die Fäulnisdünste mildern sollten. Um Körperkontakt zu vermeiden, gaben sie den Pestkranken mit einer Rute Anweisungen. Wegen dieses Aussehens wurden die Pestärzte auch Schnabeldoktoren genannt.