23.1 Ein jüdisches Haus

Das Haus Landstraße 22, das jetzige Ärztehaus, wurde 1800 von dem jüdischen Ehepaar Hirsch und Julie Stern, geb. Geldmacher, gebaut und für die Bedürfnisse des damaligen Erbauers eingerichtet. Er betrieb einen Viehhandel und ein Geschäft mit Haushaltswaren
und landwirtschaftlichen Produkten. Dementspechend waren in der rechten, südlichen Haushälfte im Erdgeschoss Stallungen, im Ober- und Dachgeschoss Lagerräume. Um schwere Lasten in die oberen Geschosse zu befördern, war im Dachgeschoß eine Winde für größere Gewichte installiert, die von zwei Mann bedient werden musste.
In der berüchtigten Kristallnacht am 9.11.1938 wurde die gesamte Inneneinrichtung des Hauses verwüstet und die Fensterscheiben eingeworfen.

23.2 Die Liebe im Loche:

Eine Überlieferung von „Haasenjôôpenkens“ Tante Minchen aus dem 19. Jahrhundert: Ein Mann hatte seine verstorbene Frau am Grabe mit den Worten „Mijne Leebe im Loche“ (= Meine Liebe im Loche) bejammet. Er hatte aber zur gleichen Zeit eine heimliche Freundin gehabt, die aus einem Fenster die Beisetzung verfolgt hatte. Es bestand Sichtverbindung zwischen Fenster und dem Erdloch der ausgehobenen Grabstelle. Findige Trauergäste hatten nun die Doppelsinnigkeit der Situation bemerkt. Einerseits die Ehefrau im Grab(loche) und andererseits die heimliche Freundin im Fensterloch. Weil er aber keinen Namen genannt hatte, blieb viel Raum für Spekulationen und Gerüchte, wen er nun wirklich gemeint haben
könnte. In der damaligen Zeit war das bestimmt ein kleiner Skandal.